Elektro-Taxis im Alltag: Darum schwört dieser Taxiunternehmer auf E-Autos
Tech & ZukunftMobilitätsservicesElektroautos: Dieser Taxiunternehmer schwört auf den E-AntriebFAQs, Tests und Wissenswertes über ElektroautosDer große E-RatgeberElektro-Taxis im Alltag : Darum schwört dieser Taxiunternehmer auf E-AutosWie robust sind Elektroautos im Dauerbetrieb? Taxi-Unternehmen aus Hamburg und München ziehen eine klare Bilanz: Die Akkus halten – trotz täglicher Schnellladungen und hoher Laufleistung.Claudius Maintz19.04.2025Foto: Hansa Funktaxi eG19 Bilder Die Dekra hat sechs Jaguar I-Pace getestet, die in München seit 2018 als Taxis unterwegs sind. Das Ergebnis: Bei Laufleistungen zwischen knapp 180.000 und mehr als 260.000 Kilometern lag der State of Health (SoH) der Antriebsbatterien zwischen 95 und 97 Prozent.“Ausgesprochen positive Erfahrungen““Wir haben die Fahrzeuge im Schnitt etwa eineinhalbmal pro Tag geladen, und zwar nicht besonders schonend, sondern immer ganz voll, um den Fahrern die entsprechende Sicherheit mit Blick auf die Reichweite zu geben. Unsere Erfahrungen mit den Elektrofahrzeugen sind ausgesprochen positiv“, erklärt Gregor Beiner, Geschäftsführer Münchener Taxi Zentrum (mtz). „Die Batterien sind sehr, sehr langlebig, und erst recht mit den Sicherheitspuffern, die die Hersteller einbauen, halten sie die Kapazität sehr lange. Deshalb sind wir den Weg auch weitergegangen. Heute haben wir rund 70 Fahrzeuge in der Flotte, gut ein Drittel davon sind Elektrofahrzeuge verschiedener Marken.“ Bis 2029 will mtz seine gesamte Flotte elektrifiziert haben. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind Elektroautos allerdings oft noch Ladenhüter – trotz leichter Konsolidierung des Marktes. „Viele Menschen übertragen zum Beispiel ihre Erfahrungen mit Smartphone-Akkus auf das Thema Elektromobilität. Sie haben bei mobilen Endgeräten erlebt, dass sie schon nach wenigen Jahren eine spürbar geringere Akku-Kapazität haben, und befürchten bei Elektrofahrzeugen den gleichen Effekt“, sagt Christoph Nolte von der Dekra. „Unsere Erfahrungen mit dem Batterie-Schnelltest belegen deutlich höhere Nutzungsdauern. Die Antriebsbatterien sind insgesamt sehr gut. Wir stellen auch bei höheren Laufleistungen in den meisten Fällen noch einen ‚State of Health‘ über 90 Prozent fest.“ Auch in Hamburg haben Taxi-Unternehmer seit Jahren Erfahrungen mit rein elektrischen Taxis. Grund: Die Betriebe mussten sich darauf einstellen, dass seit dem 1. Januar nur noch reine E-Taxis in der Hansestadt zugelassen sind.Jan Weber ist Vorstand der Hansa Funktaxi eG. Im Interview erklärt der 67-Jährige, ob reine Elektroautos im harten Taxi-Alltag bestehen können.Seit Januar dürfen in Hamburg nur noch lokal emissionsfreie Taxis zugelassen werden. Wie zuverlässig sind diese im Vergleich zu Diesel-Modellen? Bei Hansa-Taxi sind bereits seit mehreren Jahren E-Taxis im Einsatz. Betriebswirtschaftlich ist der Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Zwei Beispiele: Eine Inspektion kostet nur rund 160 Euro, so viel wie ein Ölwechsel bei einem Verbrenner-Auto. Weitere Termine in der Werkstatt sind nicht notwendig. Die Bremsen müssen nicht wie bei Diesel-Taxis bereits nach 40.000 Kilometern erneuert werden. Unsere Kollegen sind mit ihren ersten Bremsen schon weit über 100.000 Kilometer unterwegs.Wie sind die Rückmeldungen von Fahrgästen? Durchweg positiv. Unsere Privatkunden loben nicht nur den Komfort der E-Taxis, sondern auch, dass wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch immer mehr Unternehmen, die sich Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben, begrüßen die Umstellung und bestellen explizit E-Taxis. Und werden von der Deutschen Bahn oder regionalen Verkehrsgesellschaften Taxis als Schienenersatzverkehr angefragt, wird immer häufiger der Wunsch nach emissionsfreien Taxis geäußert.Oft sind Taxis 24/7 im Mehrschichtbetrieb unterwegs. Wann lädt ein E-Taxi idealerweise? Beim Warten am Taxistand geht das nicht. Einige Kollegen laden immer mal wieder kurz zwischendurch, andere in der Mittagspause, wieder andere beim Schichtwechsel. Was die Sache erleichtert: Einige Schnellladesäulen dürfen nur von E-Taxis genutzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass es inzwischen nur noch 20 bis 30 Minuten dauert, um die Batterie von 20 auf 80 Prozent aufzuladen.Oft werden Schnellladungen unumgänglich sein. Gibt es schon Befunde zum Akku-Verschleiß?Auch nach jahrelangem und täglich mehrmaligem Schnellladen hat das nur geringe Auswirkungen auf die Reichweite.Wie hoch ist gegenwärtig der Anteil an Taxis mit reinem Elektroantrieb und was schätzen sie: Wann sehen wir das letzte Verbrenner-Taxi auf Hamburgs Straßen? In Hamburg sind aktuell von den rund 3.000 Taxis mehr als 700 emissionsfrei unterwegs. Der Anteil steigt kontinuierlich. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wird das spätestens im Jahr 2030 der Fall sein. Hamburg ist – auch dank der finanziellen Förderung durch die Stadt – Deutschlands E-Taxi-Hauptstadt.Wie viele Kilometer fährt ein (E-)-Taxi im Schnitt pro Tag?Ist das Taxi Tag und Nacht unterwegs, sind es knapp 400 Kilometer. Ist nur ein Fahrer im Einsatz, sind es durchschnittlich 200 Kilometer.Welche Reichweite bzw. Akku-Kapazität ist für den Taxibetrieb ideal?400 bis 500 Kilometer müssen es schon sein, falls ein Auftrag für eine Ferntour eingeht. Denn im Vergleich zu Hamburg ist die Ladeinfrastruktur auf dem Land nach wie vor katastrophal.Kurz-VitaJan Weber ist seit dem Jahr 2000 Taxi-Unternehmer in Hamburg und seit Juli vergangenen Jahres Vorstand der Genossenschaft Hansa Funktaxi eG. Im Betrieb des 67-Jährigen rollt ein E-Taxi, ein VW ID.4.